Pressegespräch am 30.04.2015: MVZ startet Anfang Mai
Vortrag von Landrat Gerhard Bauer
Im Aufsichtsrat des Klinikums Crailsheim wurde das Thema MVZ das erste Mal in der Sitzung am 28.02.2013 angesprochen. Grund war die Anfrage des Vorsitzenden der Kreisärzteschaft, Dr. Helmut Kopp, wegen der Nutzung der Krankenhausimmobilie nach dem Umzug in den Neubau. Es würde grundsätzliches Interesse von einigen Ärzten bestehen, dort einzuziehen. Von einer Praxis in unmittelbarer Nähe zum Krankenhaus würden sich die niedergelassenen Ärzte Vorteile für die Patienten durch die Mitnutzung von Einrichtungen des Krankenhauses versprechen (Radiologie, ambulanter OP, Notfalldienst, kurze Wege und persönlicher Kontakt zu den Krankenhausärzten u.a.). Neben der Einmietung komme in einem konkreten Fall (Dr. Schebesta) auch die Einbringung der niedergelassenen Praxis in ein MVZ in Betracht.
Dieses Interesse von Teilen der Ärzteschaft kam für die Geschäftsleitung und die Aufsichtsräte des Klinikums überraschend. An die Gründung eines MVZ war schon im Jahr 2007 gedacht worden. Damals wurde ein Ärztehaus als Neubau auf dem Klinikgelände geplant. Diese Idee stieß aber auf Ablehnung bei der Crailsheimer Ärzteschaft. Offensichtlich war die Zeit dafür damals noch nicht reif.
Eine gute Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten ist für das Klinikum sehr wichtig. Deshalb wurden von Geschäftsführer Werner Schmidt und Klinischen Direktor Thomas Grumann mit Unterstützung der Ärztlichen Direktorin Dr. Mittag-Bonsch beide Vorschläge weiter verfolgt:
Bereitstellung von Mieträumen für Ärzte im Altbau des Krankenhauses und Gründung eines MVZ.
Am 05.04.2013 hat der Aufsichtsrat der Gründung des MVZ Crailsheim und der späteren Übernahme der niedergelassenen chirurgischen Praxis Dr. Schebesta zugestimmt. Die Gründung des MVZ sollte so erfolgen, dass die niedergelassenen Ärzte zu Gunsten der Anstellung auf ihren Vertragsarztsitz verzichten. Dadurch haben sie die Möglichkeit weiterhin als Ärzte bis zum Ruhestand tätig zu sein. An Herrn Dr. Schebesta wurden zuvor Praxisräume im Krankenhaus vermietet, die er bis jetzt als niedergelassener Arzt nutzt. Mit der Suche nach einem Arzt, der die chirurgische Praxis im MVZ nach dem Ausscheiden von Dr. Schebesta weiterführen kann, wurde begonnen.
Am 21.10.2014 hat der Kreistag dem Gesellschaftsvertrag und der Gründung des Medizinischen Versorgungszentrums Crailsheim GmbH als Tochtergesellschaft der Landkreis Schwäbisch Hall Klinikum gGmbH zugestimmt. Geschäftsführung des Klinikums und des MVZ sind identisch.
Am 22.04.2015 hat der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg in Stuttgart die Zulassung der MVZ Crailsheim GmbH mit den Fachbereichen Allgemeinmedizin und Chirurgie mündlich beschlossen. Die Ärzte Dr. Kopp und Dr. Schebesta haben daraufhin zu Gunsten der Anstellung im MVZ auf ihren Vertragsarztsitz verzichtet. Damit wandert der Sitz der niedergelassenen Vertragsärzte mit Wirkung zum 01.05.2015 ins MVZ.
Die chirurgische Praxis bleibt in den bisherigen Räumen. Neben Herrn Dr. med. Werner Schebesta wird dort nach Genehmigung durch die KV nun auch noch der Chirurg Dr. med. Andreas Freytag, Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Notfallmedizin, Zertifizierter Fußchirurg (GFFC) als Sicherstellungsassistent beschäftigt werden. Herr Dr. Freytag wird Herrn Dr. Schebesta als Sicherstellungsassistent zur Vorbereitung der Nachfolge unterstützen. Herr Dr. Schebesta übernimmt neben der ärztlichen Tätigkeit in der chirurgischen Fachabteilung des MVZ die Funktion als Ärztlicher Leiter des MVZ. Längerfristiges Ziel ist, dass Herr Dr. Freytag die Leitung des Fachbereichs Chirurgie im MVZ übernehmen wird. Herr Dr. Freytag soll Herrn Dr. Schebesta auch als Leiter des MVZ nachfolgen.
Als weiterer Ärztlicher Leiter des MVZ soll noch Herr Dr. Kopp bestellt werden. Damit wird abgesichert, dass die Position ständig besetzt ist. Darauf legt der Zulassungsausschuss großen Wert.
Für die allgemeinärztliche Praxis von Dr. Helmut Kopp wurden im Klinikum Praxisräume eingerichtet. Bei der Kassenärztlichen Vereinigung wurde der Betrieb einer Nebenstellenpraxis in den bisherigen Praxisräumen von Dr. Kopp in Crailsheim-Roßfeld beantragt. Es liegt überhaupt nicht im Interesse des Landkreises, mit dem MVZ die ärztliche Versorgung in einem Stadtteil zu verschlechtern. Das Gegenteil ist der Fall. Mit der Übernahme in das MVZ soll der Arztsitz langfristig gesichert und nach dem Eintritt von Herrn Dr. Kopp in den Ruhestand wieder mit einem angestellten Arzt besetzt werden. Wir arbeiten gemeinsam mit Herrn Dr. Kopp daran, dass er die Kassenpatienten aus Roßfeld dort so schnell wie möglich weiter behandeln darf.
Wie geht es weiter? Was bezweckt das Klinikum mit dem MVZ?
Die Geschäftsleitung führt derzeit Gespräche mit mehreren Ärzten, die entweder Interesse an Mieträumen im Altbau des Krankenhauses haben oder ihre niedergelassene Praxis zu Gunsten der Anstellung im MVZ abgeben möchten. Mit dem Umbau des Altbaus kann erst im Laufe des Jahres 2016 nach dem Umzug in das neue Krankenhaus begonnen werden. Neue Praxisräume werden im Altbau deshalb erst im Jahr 2017 bezogen werden können. Die Planungen sind aber angelaufen und bis zum Herbst werden Gespräche mit den interessierten Ärzten geführt werden.
Mit dem MVZ verfolgen der Landkreis und das Klinikum folgende Ziele:
Es soll zu einer bestmöglichen ambulanten allgemeinärztlichen und fachärztlichen Versorgung der Patienten aus der Stadt Crailsheim und den Gemeinden in der Umgebung beigetragen werden.
Durch die Übernahme in das MVZ können künftig Arztsitze erhalten werden. Dazu müssen Ärzte angestellt werden, was in Zeiten des Ärztemangels nicht ganz einfach ist.
Die Synergiepotentiale durch die räumliche Nähe zwischen Klinik und Arztpraxen sollen genutzt und den Patienten ein breites Angebot medizinischer Leistungen in einem Haus geboten werden
Der Kreistag Schwäbisch Hall hat mit dem Neubau des Klinikums und dem Umbau des Altbaus für zusammen über 58 Mio. € ein klares Signal für die Erhaltung des Krankenhausstandortes Crailsheim gegeben. Mit dieser Entscheidung wurden die Voraussetzungen für die weitere Entwicklung des Krankenhauses geschaffen. Das MVZ ist ein weiterer Meilenstein für die Zukunft des Krankenhauses und die ärztliche Versorgung im Mittelbereich Crailsheim.
Den Ärzten, die uns diese Entwicklung durch die Überlassung Ihrer Arztsitze ermöglicht haben spreche ich ausdrücklich meinen Dank aus. Sie haben uns den Anfang ermöglicht.
Ihnen Herr Schmidt und Herrn Grumann (in Urlaub), spreche ich zugleich für alle Mitglieder des Aufsichtsrates und auch für den Kreistag, die Anerkennung für diese Aufbauleistung aus. Ohne Ihren unermüdlichen Einsatz, wäre dieses Projekt nicht zustande gekommen und hätten viele Hürden, die ich heute ganz bewusst nicht erwähnt habe, nicht überwunden werden können. Ich bin sicher: Das MVZ wird wachsen und immer größere Bedeutung für die Gesundheitsversorgung in Crailsheim und im Landkreis bekommen.