INS VISIER GENOMMEN: Zustände wie in der DDR?
Andreas Harthan zum Thema MVZ - a.harthan@swp.de
Brechen mit einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Zeiten wie früher in der DDR nun auch in Crailsheim an? Das kann nur der behaupten, der die einstigen Polikliniken im Arbeiter-und-Bauern-Staat verteufelt und zudem noch nicht erkannt hat, dass es mit der Hausarzt-Romantik im wiedervereinten Deutschland längst vorbei ist.
Wenn jetzt ausgerechnet mit Dr. Kopp ein Mediziner zu einem MVZ wechselt, der bislang das hohe Lied des Freiberuflers gesungen hat, dann ist dieser Wechsel ein Hinweis auf die tatsächlichen, auf die schlechten Verhältnisse. Die sorgen dafür, dass immer weniger junge Mediziner sich als Allgemeinarzt niederlassen wollen, die sind dafür verantwortlich, dass diejenigen, die noch praktizieren, bis zur Erschöpfung arbeiten und doch erleben müssen, wie ihre Praxen ihren Wert verlieren, weil sie keine Nachfolger finden.
Dr. Kopp ist ein erfolgreicher Arzt, als Vorsitzender der Ärzteschaft Crailsheim und als einer der Wortführer des Kompetenznetzes Medizin Hohenlohe (KomMe) hat sein Wort Gewicht. Wenn er sagt, dass Einzelpraxen keine Zukunft haben, obwohl, wie etwa bei ihm, das Wartezimmer voll und die Warteliste lang ist, lässt eine solche Aussage erahnen, was uns noch bevorsteht.
Umso wichtiger ist es, dass es Alternativen zu den Einzelpraxen gibt. Das sind immer größer werdende Gemeinschaftspraxen wie etwa in Altenmünster oder in Kirchberg, das sind aber auch Medizinische Versorgungszentren. Dass nun eines dieser MVZ in Crailsheim installiert worden ist, ist eine gute Nachricht für die Stadt. Diese Versorgungszentren sind keine Konkurrenz zu niedergelassenen Ärzten, sie sorgen vielmehr dafür, dass medizinische Kompetenz vor Ort erhalten und ausgebaut wird. Kommt dann, wie im Fall Crailsheim, noch ein neues Krankenhaus hinzu, kann man mit Fug und Recht von einem Glücksfall sprechen. Es wird die Zeit kommen, da werden viele Menschen in der weiteren Umgebung die Crailsheimer um ihre gute medizinische Versorgung beneiden.
HOHENLOHER TAGBLATT | SWP | 02.05.2015