DRK-Leitstelle vermittelt Arzt unter 116117

Wer unter der Woche abends oder nachts oder am Wochenende einen Arzt braucht, bekommt bundesweit unter der kostenlosen Nummer 116117 Hilfe. Im Kreis gilt auch die bisherige Nummer 0791/19222.

"Nur wenige Länder in Europa haben ein solches Angebot", betont die Vorsitzende der Haller Kreisärzte Dr. Elisabeth Koerber-Kröll gegenüber unserer Zeitung. Außerhalb der Praxisöffnungszeiten erreicht jeder Anrufer seit Juni die Leitstelle des Roten Kreuzes (DRK) in Hall unter der Nummer 116117 ohne Vorwahl und kostenlos, egal, von wo aus er anruft. Tagsüber sind es zwei DRK-Mitarbeiter, nachts ein bis zwei, die die Anrufe annehmen. Erkennen sie, dass es sich um einen Anruf für den ärztlichen Notdienst handelt, geben sie die Kontaktdaten an den zuständigen Arzt weiter, der dann direkt Kontakt mit dem Anrufer aufnimmt.

Im Kreis sind an Werktagen vier Ärzte von 18 bis 7.30 Uhr für den ärztlichen Notdienst unterwegs. Die Mitarbeiter der DRK-Leitstelle sind geschult, zwischen Fällen für den ärztlichen Bereitschaftsdienst und echten Notfällen zu unterschieden. "Ein Hundebiss zum Beispiel ist ein Notfall. Da alarmieren sie sofort den nächstgelegenen Rettungswagen", erklärt Jens Sperrle, Leiter der DRK-Leitstelle in Hall.

An Wochenenden und Feiertagen gilt die 116117 auch tagsüber. Dann sind die beiden Notfallpraxen im Diak und im Crailsheimer Krankenhaus geöffnet. Laut Jens Sperrle haben sie sich bewährt. "Viele Anrufer werden von uns direkt an die Praxen vermittelt", schreibt er auf Anfrage dieser Zeitung. Wenn der Patient nicht in die Praxis kommen kann, macht der zuständige Arzt einen Hausbesuch. "Da kommen im Jahr ganz schön viele Dienste für die niedergelassenen Ärzte zusammen", stellt Koerber-Kröll fest. Ziel sei, dass jeder Arzt fünf bis sieben Dienste jährlich übernimmt. "Aber viele haben sich ausgeklinkt und geben ihre Dienste an andere, die freiwillig mehr machen, ab", räumt sie ein.

Nur wenige Anrufer wählen die neue Nummer 116117. Die meisten wählen noch die 0791/19222, so Jens Sperrle. Zur Anmeldung von Krankentransporten gilt diese Nummer auch zukünftig.

Laut Dr. Helmut Kopp, dem Vorsitzenden der Kreisärzteschaft Crailsheim, wird die Notfallpraxis am Crailsheimer Krankenhaus von den Patienten gut angenommen. Verwirrend sei allerdings die telefonische Ansage unter der Nummer 116117. Die Patienten würden aufgefordert, ohne Voranmeldung in die Crailheimer Notfallpraxis zu kommen. Dies sei doppelt unsinnig: Oft könne der Arzt schon telefonisch vermeintliche Notfälle klären und die Patienten beruhigen und zudem sei es günstiger, die Patienten nacheinander einzubestellen, so Helmut Kopp.

"Wir als Leitstelle und somit Servicepartner sind mit diesem Text auch nicht glücklich und werden mit der Kassenärztlichen Vereinigung noch einmal das Gespräch suchen", stellt Jens Sperrle fest.

In den meisten Bundesländern gilt die 116117 für den ärztlichen Bereitschaftsdienst schon länger. "Wir mussten hier erst die zentralen Notfallpraxen aufbauen", erklärt Koerber-Kröll. "Die Kosten für die Strukturen und die Logistik übernehmen die niedergelassenen Ärzte. Die Kosten für die Behandlung selbst tragen die Krankenkassen", so die Allgemeinmedizinerin. "Die Patienten schätzen die feste Anlaufstelle der Notfallpraxis", hat sie festgestellt. "Außerdem sind wir dort Tür an Tür zur Ambulanz und entlasten sie von Bagatellfällen", nennt die Ärztin einen weiteren Vorteil der Notfallpraxis.

Umgekehrt könne ein Patient mit schwerer Erkrankung gleich an die Ambulanz weitergereicht werden.


Die wichtigsten Telefonnummern für den Notfall

• 116117 oder 0791/19222 ärztlicher Bereitschaftsdienst, wenn die Arztpraxen geschlossen sind. Werktags 18 bis 7.30 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 8 bis 8 Uhr

• 0791/19222 Anmeldung von Krankentransporten

• 0791/7534567 Voranmeldung für die zentrale Notfallpraxis im Diak, Wochenende und Feiertage, 8 bis 22 Uhr

• 07951/45454 Voranmeldung für die zentrale Notfallpraxis Klinikum Crailsheim, Wochenende und Feiertage, 8 bis 22 Uhr

• 112 Notrufnummer bei Feuer, Überfall oder anderen lebensbedrohlichen Situationen

HALLER TAGBLATT | HOHENLOHER TAGBLATT | RUNDSCHAU GAILDORF SIGRID BAUER | 23.07.2015