Ein bisschen Arzt: In der Kirchstraße 4 in Stimpfach ist derzeit lediglich an zwei halben Tagen pro Woche geöffnet. Foto: Jens Sitarek
„Übergangszeit“ bis März
Gesundheit: Die Öffnungszeiten des Medizinischen Versorgungszentrums Crailsheim in Stimpfach sind eingeschränkt. Darunter leiden Patienten und die Apothekerin vor Ort.
Auf dem Schild am Eingang steht zwar noch ihr Name, aber Dr. medic Adriana Popa arbeitet nicht mehr in der Zweigpraxis Stimpfach des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Crailsheim. „Das Beschäftigungsverhältnis endete Mitte November“, heißt es auf HT-Nachfrage beim MVZ-Geschäftsführer Werner Schmidt, und weiter: „Frau Dr. Popa macht sich selbstständig und übernimmt eine Allgemein arztpraxis in Crailsheim.“
Für eine Vertretung in Stimpfach ist bis zum Jahresende gesorgt, sie wird von Dr. medic Alexandru Berea übernommen. Anders als Popa sitzt Berea lediglich an zwei halben Tagen in der Kirchstraße 4. Diese Lösung ist allerdings von kurzer Dauer. Denn: „Herr Dr. Berea wird sich ebenfalls selbstständig machen“, betont Schmidt. „Er übernimmt zum Jahresbeginn 2018 eine Allgemein arztpraxis in der Gemeinde Michelfeld bei Schwäbisch Hall.“
Eine Vertretung, zwei Nachfolger
Und dann? Der Zeitplan, den Schmidt nennt, sieht wie folgt aus: In der Neujahrswoche bleiben die MVZ-Allgemeinarztpraxen in Crailsheim und Stimpfach wegen Urlaubs geschlossen. Vom 8. Januar 2018 an soll ein Vertretungsarzt die Sprechzeiten übernehmen. Und vom 1. Februar an soll eine beim MVZ neu angestellte Allgemeinärztin als Popa- Nachfolgerin die Patienten in Stimpfach versorgen.
Letzteres steht noch unter Vorbehalt, weil erst das Zulassungsverfahren bei der Kassenärztlichen Vereinigung abgeschlossen werden muss. Schließlich soll vom 1. März an die Berea-Nachfolgerin den Dienst beim MVZ in Crailsheim antreten. „Dann sind beide Allgemeinarztstellen wieder mit angestellten Ärzten besetzt“, erklärt Schmidt. „In der Übergangszeit bis März“ gelten in Stimpfach folgende Sprechzeiten: montags von 14 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 13 Uhr. Ab Mitte März soll es dann wieder eine weitere, eine dritte Sprechzeit geben, so ist jedenfalls der Plan. Bei Popa war es der Mittwoch. Schmidt weist darauf hin, dass die MVZ-Praxen in Crailsheim weiterhin an allen Werktagen Sprechstunden anbieten.
Wer mit Patienten in Stimpfach redet, hört Unzufriedenheit heraus. Es sei schwierig, eine Vertrauensbasis aufzubauen, wenn Ärzte kommen und gehen. Einige Patienten überlegen, den Hausarzt zu wechseln, müssen aber feststellen, dass es woanders Aufnahmestopps gibt.
Ein Versprechen an die Kunden
Auch Gisela Wenmakers von der Rathaus-Apotheke in Stimpfach mit drei Angestellten leidet seit dem Weggang von Dr. Christoph Simsch nach Satteldorf Ende vergangenen Jahres. Dessen Fehlen mache sich natürlich am Umsatz bemerkbar, damals waren die Sprechzeiten wesentlich umfangreicher. Um etwas aufzufangen, holt sie zweimal pro Woche einige Rezepte von Simsch-Patienten aus Satteldorf ab.
In Stimpfach fehlt es Wenmakers an Verlässlichkeit, an Planbarkeit. „Es ist Wischiwaschi“, so sagt sie es. Aber „ich habe meinen Kunden versprochen, dass ich bleibe“. Auf der Homepage der Apotheke liest sich das so: „Wir sind davon überzeugt, dass die medizinische Versorgung der Bevölkerung gerade auch auf dem Land ein wesentlicher Bestandteil der Lebensqualität darstellt.“ Im übertragenen Sinne heißt das: Auch eine Apotheke ist ein Stück Lebensqualität.
Auf der anderen Seite vielleicht aber auch: besser ein bisschen Arzt als kein Arzt. Ein Nachfolger für Simsch war damals nicht in Sicht, da sprang das MVZ ein – und zwar schon im Februar. Die Gemeinde übernahm die Einrichtung und zahlt die Miete für die Praxis; EDV und medizinische Geräte kommen vom MVZ. „Die Übernahme von Allgemeinarztpraxen ist ein Ziel, das der Landkreis mit der Gründung des MVZ erreichen wollte“, betont Landrat Gerhard Bauer. Die Weiterführung von Praxen könne allerdings zu Versorgungslücken beim MVZ führen, so Bauer weiter, wenn die Wiederbesetzung der Arztstellen nicht oder erst nach längerer Zeit gelingt.
Hohenloher Tagblatt / 21.11.2017 / Jens Sitarek