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Wachsender Bedarf in den Städten

Ärztemangel. Laut Landesregierung ist die Versorgung mit Kinderärzten ausreichend. Der Landtagsabgeordnete Stephen Brauer fordert eine Zuweisung von Arztsitzen an einzelne Gemeinden. Von Christine Hofmann

Keinen Anlass für Kritik biete die kinderärztliche Versorgung im Landkreis Schwäbisch Hall â€“ so lautet die Antwort von Sozialminister Manfred Lucha auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Stephen Brauer (FDP). „Dass die nominale Versorgung mit Kinderärzten im Landkreis gewährleistet ist, kann Eltern im Landkreis nicht beruhigen. Es nützt den Crailsheimern, den Schrozbergern und den Bühlerzellern nichts, wenn sich im Zentrum von Schwäbisch Hall die Kinderärzte tummeln“, so Brauer. Das Abstellen auf Zahlen und statistische Größen müsse endlich durch eine konkrete Zuweisung von Arztsitzen nach Gemeinden abgelöst werden, fordert der Landtagsabgeordnete.
 

Die Zahl der Kinderarztpraxen ist seit Jahren konstant. Acht Stück gibt es im Landkreis. Die Zahl der praktizierenden Kinderärzte beträgt aktuell 15, teilt das Ministeriums für Soziales und Integration mit. Es gibt rund 35 000 Patienten zwischen 0 und 18 Jahren – auch diese Zahl hat sich in den letzten Jahren kaum verändert.
 

Rechnerische Ãœberversorgung
 

Das Problem ist, dass der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen für den Landkreis einen Versorgungsgrad an Kinderärzten von 117,2 Prozent errechnet hat. Der Landkreis gilt also als überversorgt, für neue Kinderärzte gibt es keine Möglichkeit, sich hier niederzulassen. Sie könnten lediglich eine bestehende Kinderarztpraxis übernehmen.
 

Die Bedarfsplanung gibt jedoch lediglich eine formale und rechnerische Versorgung im Landkreis wieder. Für Patienten aus dem nördlichen Altkreis ist der Weg zur nächsten Kinderarztpraxis weit. Das weiß man auch in Stuttgart. Es könne trotz der errechneten Überversorgung zu Versorgungsengpässen kommen, räumt die Landesregierung in ihrem Schreiben an den Abgeordneten Brauer ein.
 

Dies ist auch in Crailsheim der Fall. Die kinderärztliche Versorgung stellt sich hier aktuell so dar: Es gibt zwei Kinderarztpraxen, von denen eine zum Jahresende 2020 schließen wird, falls sich kein Nachfolger findet (unsere Zeitung berichtete). Da beide Praxen sehr gut ausgelastet sind, würde eine Schließung die Situation dramatisch verschärfen.
 

Stephen Brauer beobachtet außerdem, dass immer mehr Familien aus den Landgemeinden in die Großen Kreisstädte ziehen, was zu einem wachsenden Bedarf an Kinderärzten in den Städten führe.
 

Die Landesregierung teilt diese Ansicht nicht. Sie sieht „keine Anhaltspunkte dafür, dass in von Zuzug betroffenen Gemeinden ein wachsender Bedarf an Kinderärztinnen und Kinderärzten entsteht, der nicht durch die im Landkreis niedergelassenen Kinderärztinnen und Kinderärzte gedeckt wird“.

Hohenloher Tagblatt / 23.10.2019 

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