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Abstand ist geboten: Unser Bild zeigt Kinderarzt Aleksander Karol Matyl (links)und MVZ-Geschäftsführer Werner Schmidt. Foto: MVZ

Gute Nachricht für Familien

Ärztemangel Die Befürchtung, Crailsheim könnte künftig nur eine Kinderärztin haben, ist gegenstandslos: Dr. Heßler macht weiter, im MVZ wird mit Aleksander Karol Matyl als Kinderarzt eine dritte Praxis eröffnet.

Familien, die bislang in umliegenden Städten einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin suchen, weil die Crailsheimer Kapazität längst erschöpft ist, die zudem befürchten mussten, auch noch eine der beiden bestehenden Praxen zu verlieren, können endlich aufatmen. Dr. Stefan Günther Heßler macht nun doch weiter (siehe Kasten), und das Medizinische Versorgungszentrum MVZ eröffnet eine weitere Praxis für Kinder- und Jugendmedizin in Crailsheim: Aleksander Karol Matyl tritt seinen Dienst als angestellter Kinderarzt am 1. September an.


Der Landrat schaltet sich ein


Dass Eltern immer wieder klagen, die kinderärztliche Versorgung im Raum Crailsheim sei nicht ausreichend, ist seit Langem bekannt. „Landrat Gerhard Bauer hat deshalb über das zum Krankenhaus Crailsheim gehörende Medizinische Versorgungszentrum eine Arztsuche in die Wege geleitet“, so begründet das MVZ diese jüngste Entwicklung.


Eröffnung am Dienstag


Die Suche war erfolgreich. Aleksander Karol Matyl, ein im Ostalb-Klinikum Aalen arbeitender Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, meldete sich auf die entsprechende Stellenanzeige. Auch das Problem mit dem noch fehlenden Kassenarztsitz im MVZ konnte gelöst werden. Derzeit werden die Praxisräume im Altbau des Klinikums gerichtet. Zur Praxiseröffnung am 1. September soll alles fertig und eingerichtet sein. Aleksander Karol Matyl ist 39 Jahre alt. Er hat nach dem Studium an der Fakultät in Zabrze, der medizinischen Universität von Kattowitz, und der Approbation als Arzt im Jahr 2007 eine Facharztweiterbildung zum Kinder- und Jugendmediziner absolviert und im Jahr 2014 mit der Facharztprüfung abgeschlossen. Er war dann sechs Jahre in einer Praxis für Familienmedizin in Polen tätig und wechselte im Jahr 2019 zum Ostalb-Klinikum Aalen in die Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin. Nun freut sich der Arzt auf die neue Aufgabe in der MVZ-Kinderarztpraxis. „Unser neuer Kinderarzt kann neben der Berufserfahrung auch noch mit mehreren Sprachen punkten“, betont Landrat Bauer. Aleksander Karol Matyl spricht neben seiner Muttersprache Polnisch sehr gut Deutsch sowie Englisch und Russisch.

 

Bedarf wird berücksichtigt


Dr. Heßler sagt, er habe seinen Kassenarztsitz samt Personal und allen Akten dem Krankenhaus zur Verfügung stellen wollen; dieses Angebot sei aber mit dem Verweis auf einen fehlenden Kinderarzt abgelehnt worden. Nun gibt es diesen weiteren Arzt, außerdem wurde die Zulassungssperre in der Bedarfsplanung für Kinder- und Jugendmediziner durch den Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen für Baden-Württemberg aufgehoben und der Stadt ein zusätzlicher halber Sitz zugesprochen.


Diese Entscheidung ist die Folge einer Neuberechnung der Bedarfsplanung aus den 90er-Jahren, die wohl von Anfang an ziemlich willkürlich angesetzt war. Dr. Helmut Kopp, Vorsitzender der Ärzteschaft Crailsheim, sagt, seit vielen Jahren könne der Bedarf nur mit Mühe, wenn überhaupt, gedeckt werden. Gerade Kinderärzte würden in Crailsheim dringend gebraucht. So gibt es also künftig zweieinhalb Kassenarztsitze – je einen für Stefan Günther Heßler und Christine Morasch, die 2017 die Nachfolge von Dr. Burk angetreten hat, sowie einen halben fürs MVZ.


Die Praxiszeiten im MVZ sollen erweitert werden, sobald dem Zentrum von der Kassenärztlichen Vereinigung ein voller Kassenarztsitz zugesprochen wird. Den entsprechenden Antrag hat MVZ-Geschäftsführer Werner Schmidt bereits gestellt.


Info Die neue Praxis im MVZ startet am 1. September: Montag, Mittwoch und Freitag 9 bis 12.30 Uhr, Dienstag 14 bis 17.30 Uhr, Donnerstag 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr; Terminvereinbarungen unter Telefon 0 79 51 / 4 90-1 88.

 


So bald wie möglich in neuen Räumen


Dr. Stefan Günther Heßler, der eigentlich zum Jahresende 2019 aufhören wollte und seine Praxis im Haus der AOK zunächst nur bis Ende Dezember 2020 weiterführen wollte, hat angekündigt, in neuen Räumen weiterzumachen, bis ein Nachfolger, eine Nachfolgerin gefunden ist.


Die bestehenden Praxisräume können nicht länger genutzt werden; die AOK hat bereits vor einem Jahr mitgeteilt, dass sie die Räume nach einer Generalsanierung selbst benötigt. Heßler bedauert das, spricht gar von einer veränderten Mentalität der AOK, die viele Jahre lang erklärt habe, sie fühle sich mitverantwortlich für eine angemessene Versorgung der Menschen. Glücklicherweise habe er nun schöne, neue Räume gefunden, die er mit seinem Praxisteam spätestens zum 1. Januar 2021 beziehen werde. Der Verlängerungsvertrag mit der AOK ermögliche ihm recht kurzfristig einen Umzug, so Heßler, wenn die Renovierung der neuen Räume planmäßig und gut voranschreite.


Der Kinderarzt sucht weiterhin einen Nachfolger; das vergangene Jahr habe gezeigt, wie schwer das sei. „Dass ich nicht noch mal 16,5 Jahre weitermachen kann, versteht sich von selbst.“ 

 

HOHENLOHER TAGBLATT / HALLER TAGBLATT / RUNDSCHAU GAILDORF 26.08.2020 Von Birgit Trinkle

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